„Wenn es um interne Kommunikation in Krisenzeiten geht, dann erwarten Teammitglieder schnelle, klare und aufrichtige Informationen. Dabei vertragen sie die volle Wahrheit deutlich besser als die meisten Führungskräfte das glauben. Egal ob es um Kurzarbeit, Werksschließung oder Standortverlagerung dreht – hier ist Klartext angesagt.“
Das ist unsere Erfahrung aus den letzten 15 Jahren Kommunikationsberatung, wenn es um Krisen- und Change-Kommunikation geht.
Versuchen Sie erst gar nicht das Thema klein zu reden oder im Konjunktiv zu sprechen. Ein Eisberg ist ein Eisberg und keine „mögliche Herausforderung für das ganze Team“, der wir uns jetzt „wahrscheinlich bald“ stellen müssen.
Oder anders gesagt: Wenn die Crew schon Rettungswesten trägt,
bevor Sie mit ihr sprechen, kommen Sie zu spät. Sie haben dann nicht nur ein
Kommunikationsproblem: Das Vertrauen in Sie als Kapitänin/Kapitän ist beschädigt.
Niemand wird es Ihnen später übelnehmen, den Kurs besonnen aber entschieden und
möglicherweise zu früh geändert zu haben. Anders herum ganz sicher.
Besser: Erklären Sie möglichst gleichzeitig allen Teammitglieder die Situation, skizzieren Sie die notwendigen nächsten drei Schritte und die Konsequenzen, wenn jetzt nicht alle gemeinsam handeln. Zeigen Sie den gemeinsamen Lösungsweg und wie lang er ist. Sagen Sie wann es losgeht und was als erstes getan werden muss. Aus unserer Erfahrung heraus erwarten betroffenen Mitarbeitende in solchen Situationen eine klare Führung mit der Möglichkeit zum späteren Dialog.
Vor allen Dingen: Zeichnen Sie ein realistisches Bild davon,
wie die Situation nach den notwendigen Maßnahmen sein wird. Zum Beispiel ein
sicheres Unternehmen, dass auf betriebsbedingte Entlassungen verzichten kann.
Alle sind weiterhin an Bord, das Schiff ist nicht gesunken.
In unklaren und unmittelbar gefährlichen Situationen oder Veränderungsprozessen
geht es vielen Mitarbeitenden nicht um
einen demokratischen Diskurs zum notwendigen Richtungswechsel. Es geht vielmehr
um das Bedürfnis vertrauensvoll geführt zu werden. Die Mannschafft will sich
auf Ihren Kapitän/Ihre Kapitänin verlassen können.
Häufig sehen die Mitarbeitenden die Gefahren aber viel früher als Führungskräfte. Sie teilen sie dann in informellen Formaten wie dem „Flurfunk“ oder bestimmten Gruppen im Intranet. Deswegen muss auch die notwendige Veränderung frühzeitig verkündet werden. Zögern bedeutet hier: Vertrauensverlust.
Fazit: Schnelle, klare und aufrichtige Kommunikation ist einfach und nahezu kostenlos, ganz besonders in schweren und außergewöhnlichen Zeiten. Sie ist ein Zeichen der Wertschätzung.
Wertschätzung schafft Nähe. Nähe schafft Vertrauen. Beides ist notwendig um erfolgreich durch schwere Zeiten zu kommen – ohne die Mannschaft, die sie brauchen, zu verlieren.
Über den Autor
Oliver Dederichs hat Betriebswirtschaftslehre, Sprache- und Kommunikation, Medien- und Öffentlichkeitsarbeit an der Leuphana Universität Lüneburg studiert. Er gehörte 1996 zu den Gründungspartnern der Agentur. Seine Beratungsschwerpunkte sind Change – und Krisenkommunikation sowie Strategieberatung. Gemeinsam mit seinem Team begleitet er KMUs und international agierende Konzerne durch Strategieentwicklungs-, Krisen- und/oder Change-Prozesse.
Oliver Dederichs ist seit fünf Jahren Dozent an der Akademie für Publizistik, Schwerpunkt seiner Tätigkeit hier ist die Aus- und Fortbildung von PR-Beraterinnen und Beratern.